Überforderung im Home-Office?

Ganz klar, Arbeiten im Home-Office liegt zum einen nicht jedem, zum anderen können äußere Faktoren das Arbeiten zuhause extrem erschweren. Es sollte klar sein, dass es für viele nur eine Notlösung während der Pandemie war und keine Dauerlösung.

Zumindest kann aber nun jeder ganz klar für sich selbst aussagen, ob er ein Home-Office-Typus ist oder nicht. Denn Zeit zum Ausprobieren waren während über 2 Jahren Pandemie ja genug.

Einige konnten sich behelfen, indem sie an der Struktur im Arbeitsalltag geschraubt hatten. Wer anfangs noch bis 12 Uhr im Bett lag (natürlich eh nur Personen ohne Kinder oder andere Verpflichtungen) und sich kaum mehr ordentlich angezogen hatte, der hat inzwischen längst umgestellt.
Ganz ohne Disziplin und feste Tagesstruktur geht es halt doch nicht.

Vielen aber fällt es immer noch schwer Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zu ziehen. Ein Umstand, den aber auch alle Selbstständigen kennen. Wäsche waschen, kochen, Haushalt führen, die Kinder bespaßen und dazwischen sachlich nüchtern die Geschäftswelt bedienen, das liegt nicht jedem.

Laut neuesten Erkenntnissen, so erzählt Diplom-Psychologin Birgit Langebartels dem Tagesspiegel droht sogar Überforderung. Denn statt gemütlicher und entspannter von zuhause aus zu arbeiten, arbeiten viele sogar wesentlich mehr.

Es fehlt bei vielen die Abwechslung durch den Ortswechsel, auch der Austausch mit Kollegen. Zuhause wird jeder von uns permanent an die Arbeit im Haushalt und Garten erinnert. Man switcht ständig zwischen seinen Pflichten hin und her.

Kontrollfunktion fehlt

Die Anwesenheit von Kollegen und Chef hat zudem im Büro eine Kontrollfunktion. Zuhause verliert man sich eher im Internet, verbringt zu viel Zeit in den Sozialen Netzwerken oder mit Whatsapp. Dann holt man die verlorene Zeit für die Arbeit natürlich nach, aber man hatte keine richtige Pause, denn das Internet-Scrollen ist auch Anstrengung.
Es ist zwar eine Abwechslung zur Arbeit, aber auch Anstrengung. Denn die Infos aus dem Web sind ja nicht immer erfreulich, oft eher ärgerlich.

Laut Langebartels haben sich mittlerweile 4 Typen von Homeoffice-Workern herauskristallisert.

  • „Privatiers“: Das sind oft Mütter, die natürlich die familiären, privaten Anforderungen über den Job stellen und dadurch ins Straucheln, die Überforderung geraten.
  • „Außendienstler“. Sie sind wahre Workaholics und haben im Homeoffice schlicht verlernt, Feierabend zu machen. Sie arbeiten nun weitaus mehr Stunden als vorher und nötig.
  • „Durchlässige“ und „Homeoffiziere“: Sie sind die Meister im Homeoffice. Sie haben gelernt, sich durch Pausen und klare Strukturen den Tag gut zu organisieren.

Als Chef kann man seine Homeofficler aber auch ermutigen und dazu beitragen, gesund zu arbeiten. Sie sollten mit auf eine Balance von Auslastung und Überlastung schauen und vor allem nicht erwarten, dass ihre Angestellten permanent erreichbar sind.

Homeofficler – eine Typfrage

Alle guten Tipps ändern aber nichts daran, dass es letztendlich eine Typfrage ist, ob man mit dem Modell Homeoffice gut klarkommt oder nicht. Wer nach zwei Jahren Homeoffice immer noch keine Struktur gefunden hat, sich nicht gut konzentrieren kann und wem die Kollegen zu sehr fehlen, der ist einfach am Arbeitsplatz besser aufgehoben, was ja auch eine ganz natürliche Sache ist.
Andere sind heilfroh über die Möglichkeit zuhause arbeiten zu können und bei der Familie sein zu können. Es gibt auch viele Homeoffice-Talente, die zuhause erst richtig loslegen und sich konzentrieren können. Die es lieben, dass sie sich nicht jeden Tag schick machen müssen und arbeiten können, wann sie wollen. Nachmittags ein Nickerchen auf der Couch, welcher Arbeitgeber kann sich das leisten?

Dabei ist es aber nicht nur eine Frage, ob kleine Kinder und Haustiere zuhause stören, sondern wirklich auch, ob man jemand ist, der sich in den eigenen Wänden gut konzentrieren kann oder jemand, der eine nüchterne Arbeitsatmosphäre braucht. Um sich zuhause abzugrenzen von allem Privatkram, findet man hier auf Home-Office einrichten, nützliche Tipps. Es ist natürlich kein Problem, sich in der Wohnung eine feste Ecke einzurichten, die sich optisch vollkommen abgrenzt vom Rest der Einrichtung.

Diese kann man mit Schiebewänden, Paravents oder Vorhängen abgrenzen. Wer Kinder zu versorgen hat, muss natürlich ein echtes Organisationstalent sein. Aber auch hier ist klar: Sitzt die Mama mit Notebook am Küchentisch, dann ist sie in den Augen der Kinder jederzeit ansprechbar. Sitzt sie hinter „verschlossenen“ Türen, also in einem anderen Raum am PC, sieht die Sache schon anders aus.
Letztendlich gilt es für arbeitende Eltern auch Grenzen zu ziehen. Zwei Stunden Spiel- und Ruhepause den Kleinen verordnen und sie nur in Notfällen stören lassen etwa. Die Kinder beschäftigen und ermutigen und nicht wütend wegschicken. Manchmal kann man sie besser gleichzeitig neben sich arbeiten lassen, manchmal besser in ihrem Zimmer.

Hier gilt es vieles auszuprobieren. Ganz gezwungen Grenzen zu ziehen und herrisch aufzutreten, stört den Familienfrieden natürlich enorm und ist kontraproduktiv. Denn nach einem Wutanfall kann man sich wiederum schlecht auf die Arbeit konzentrieren.
Jedenfalls ist es höchst unterschiedlich, auch bei  Familien mit kleinen Kindern. Die einen mochten die Möglichkeit, tagsüber bei ihren Kindern zu sein und mehr von ihnen zu haben, die anderen waren höchst gestresst. Aber ganz so negativ scheint die Homeoffice-Phase für viele nicht zu sein, denn viele bemühen sich darum weiterhin die Option zu haben, auch zuhause arbeiten zu dürfen.

Wer sowieso Gefallen daran hat, dauerhaft zuhause zu arbeiten, kann sich selbstständig machen und den Arbeitsplatz ganz nach Hause verlagern. Es gibt heutzutage viele Berufe, die man komplett von zuhause aus erledigen kann: Webdesigner, Seo-Berater, Texter, Datenverarbeiter, Virtuelle Assistenten.

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